VIII. Stand und Beruf unserer Vorfahren

Unsere Vorfahren waren also schon um 1500 Besitzer in Liensfeld , freie Bauern der Ober - und Grundherrschaft des Lübecker Bischofs , nicht etwa bloß Erbpächter oder gar Hörige , wie sie früher in den Gutsbezirken vorkamen, sondern Besitzer.

Die Grundherrschaft , das Obereigentum des Bischofs bestand, wie ich aus den alten Akten des Amtes Eutin und aus den Grundakten von Liensfeld und Wöbs festgestellt habe, in einer allgemeinen Aufsicht über die Wirtschaftsführung , wegen der Abgaben und Leistungen , sowie in der Bestätigung des neuen Bauern - " Wirtes " beim Besitzwechsel , gewissermaßen einer Neubelehnung. Ähnlich schildert Piening in seiner Chronik des Kirchspiels Bosau Seite 59 und 61 die Besitzverhältnisse.

Die Aufsicht im Auftrage des Bischofs wurde ausgeübt durch die Vogtei in Bosau und durch das Amt Eutin.
Es hat allerdings später auch Erbpachtstellen und Erbpachtländereien gegeben.

So überlässt der Bischof Friedrich August am 01.04.1752 dem Hufner
Timm Ohrt in Liensfeld die zum ehemaligen Stiftsvorwerk Majenfelde gehörigen Klüvers Wiesen zur Erbpacht.

In dem Übergabevertrag vom 27.04.1826 zwischen I. F. Dittmer und
Maria Dorothea geb. Ohrt und ihrem Sohn werden deshalb auch die Ländereien der eigentlichen Hufe und der Erbpachtländereien - zu denen auch wohl der sogenannte kleinere frühere Hof Rastleben gehörte - unterschieden und nur bei den Erbpächtereien wurde die landesherrische Bestätigung vorbehalten! Bei der freien Hufe fand damals also anscheinend auch keine Neubelehnung statt.

Unsere Vorfahren haben offenbar von jeher besonderes Ansehen genossen. Sie hatten schon 1549 das Amt des Kirchenspielvogtes, dann des Stiftsvogtes, Bauernvogtes und Kirchengeschworenen inne.

Die jüngeren nicht zur Besitznachfolge berufenen Söhne haben vielfach schon früh Stellungen im Forstdienst erhalten, zunächst als Holzvögte - damals gleich Förster - in Liensfeld und anderen Orten.

Später hat besonders der Stamm des Königl. Försters
Johann Hinrich O. in Stocksee (siehe Abschnitt V) viele Förster und Gärtner, auch in Stellungen wie Oberförster, Oberforstrat, Hofgartendirektor hervorgebracht und auch jetzt noch zählt namentlich die Pronsdorfer Linie viele Angehörige der grünen Farbe.

Rassenmäßig wird sich unser Geschlecht von jeher rein erhalten haben, wie früher die ganze sesshafte Bevölkerung in Ostholstein.

Wurden doch dort noch zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts Ehen zwischen Sachsen (Niedersachsen) und Wenden nicht geschlossen! Wenn doch, so galten sie als Missheiraten und die Kinder waren nicht erbfähig (siehe Alberts, das Fürstentum Lübeck 1882 Seite 290).

Im 30 jährigen Kriege hatten - wie fast überall im deutschen Reiche - auch die Bauern in Liensfeld und Wöbs viel durch Einquartierungen, Schatzungen, Räubereien, Beschießungen und Brandstiftungen zu leiden.

So ging 1644 in der schwedischen Zeit das Wohnhaus des Bauernvogtes
Jakob Ohrt in Liensfeld in Flammen auf und war 1648 noch nicht wieder aufgebaut!.

1644 mussten ferner unsere Vorfahren wie alle Bauern in Liensfeld und Wöbs an den schwedischen Obristen Müller einen „Schatz" zahlen und sich das Geld dazu von wohlhabenden Leuten leihen.

IX.

Mit dieser Arbeit habe ich nur eine vorläufige Schilderung der Entstehung und Verbreitung unseres Geschlechts geben wollen, für den bevorstehenden Familientag.

Deshalb habe ich auch keine vollständige Stammtafel aufgestellt, sondern nur eine Übersicht über die Unterstämme, Linien und Zweige des Liensfelder Hauptstammes gegeben.

Einen sehr umfangreichen, aber zumal im Anfang lückenhaften und Irrtümer enthaltenen Stammbaum hat der verstorbene
Hauptpastor Ohrt von der Bordesholmer (Wotersener Linie) dankenswerterweise aufgestellt und soweit er dazu die Unterlagen hatte - in den vier Linien des Stockseeer Stammes bis in die neuere Zeit weiter geführt.

Den „jüngeren" Wöbser (Schellhorner, Eutiner, Ahrensböker) Stamm hat er nicht aufgenommen , weil es ihm nicht gelungen war, die Abstammung von dem Liensfelder Hauptstamm festzustellen.

Erst ich habe durch Kirchenbuchauszüge aus Bosau und Sarau, besonders durch die Geburtsurkunde meines Urgroßvaters und aus alten Grundakten von Wöbs die Herkunft des jüngeren Wöbser Stammes von dem Liensfelder Hauptstamm sicher nachweisen können.

Der in der Stammtafel des
Pastors O. auf Seite 2 Spalte 1 unter Nr. 4 als Ehemann am 15.07.1720 als Tochter von Detlef Christian O. in Liensfeld ( 1686 - 1746 ) geborenen Anna Katharina Ohrt aufgeführte „Hufner Jakob Ohrt in Liensfeld" war tatsächlich nicht mit dieser die in Wirklichkeit seine Schwester war, sondern mit einer anderen Anna Katharina Ohrt verheiratet, der am 26.12.1721 in Wöbs geborenen Tochter des Hufners Peter Orth in Wöbs (von dem älteren Wöbser Stamm) und hat von diesem die Wöbser Hufe geerbt.

Er war nicht der Schwiegersohn des genannten
Detlef Christian Ohrt in Liensfeld, sondern sein Sohn und er war nicht Hufner in Liensfeld, sondern in Wöbs. In Liensfeld war er nur geboren und hat dort nach seiner Verheiratung auch gewohnt, bis er die Hufe seines Schwiegervaters in Wöbs übernahm.