Lebenslauf meines Bruders Revierförster i. R.
Johannes O h r t in Liebenau i. Hannover
( Pronstorfer Linie )

Mein Bruder ist am 12.03.1856 in Charlottenthal, Kreis Plön, als Sohn des am 08.08.1914 in Lütjenburg im 86. Lebensjahr verstorbenen Försters Heinrich O h r t geboren. Nach Beendigung der Schulzeit trat er am 01.10.1872 bei dem damaligen Oberförster Ohrt der Oberförsterei Trittau in die Forst- und Jagdlehre ein, um demnächst in den Staatsdienst einzutreten. Nach Beendigung der zweijährigen Lehrzeit wurde er bei der Untersuchung auf seine Militärdiensttauglichkeit wegen eines Leistenbruches als nicht tauglich befunden. Mein Bruder entschloss sich dann, auf Anraten des damaligen Forstmeisters König in Trittau, in den Privatdienst zu gehen. Am 01.10.1874 kam er dann als Hilfsjäger nach der Revierförsterei Linau in Lauenburg. Im Dezember desselben Jahres wurde von dem Grafen Brockdorf auf Kletkamp ein Revierförster gesucht. Auf Veranlassung unseres Vaters meldete sich mein Bruder, und obwohl er der Jüngste der Gemeldeten war, und der Graf anfangs bedenken hatte, ob mein Bruder für ein so großes Revier nicht zu jung sei, wurde er doch angenommen, da der Graf unseren Vater und Großvater kennen und schätzen gelernt hatte.
In Kletkamp ist mein Bruder dann auf wiederholt ausgesprochenen Wunsch des alten Grafen Brockdorf bis zum 01.01.1880 geblieben, da ihm dort Gelegenheit geboten wurde, sich als Assistent bei dem alten Förster im Forst -und Jagdwesen und in dem Büro der Gutsverwaltung in den Verwaltungssachen weiter auszubilden. Am 01.01.1880 ging mein Bruder dann auf Wunsch unseres Vaters noch kurze Zeit zu dem Gutsinspektor Beuk nach Rasdorf, um sich auch hier in den Verwaltungssachen weiter auszubilden und dann wieder auf Wunsch unseres Vaters, als Assistent nach Lammershagen zu kommen, wo Vater damals als Förster und Gutsverwalter tätig war.
Im Sommer 1882 wurde meinem Bruder die Verwaltung des Rittergutes Eickhof in Hannover, ein Revier von 3500 Morgen Wald und 500 Morgen Acker und Wiesen, angeboten ohne sich darum beworben zu haben. Mein Bruder hatte nicht die Absicht, schon von Lammershagen fortzugehen und entschloss sich erst auf Veranlassung des alten Grafen Blohme in Salzau, der meinen Bruder empfohlen hatte, zur Annahme.

In dieser ziemlich schweren und verantwortungsvollen Stellung ist mein Bruder nach 50-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand getreten.

Als Auszeichnung erhielt er :

1.Während des Krieges das Verdienstkreuz.
2.1922 die silberne Medaille für hervorragende Leistungen in der Landwirtschaft von der Landwirtschaftskammer Hannover.
3.1926 „Diplom für seine treue und vorbildliche Hege und Pflege der heimatlichen Wälder, zur dankbaren Erinnerung und Nacheiferung für Kinder und Kindeskinder", gewidmet von der Landwirtschaftskammer in Hannover.
4.1931 Ehrenurkunde des Reichspräsidenten von Hindenburg.

Eickhof bei Liebenau, 30.September 1922
50-jähriges Berufsjubiläum

Am 01.Oktober blickt der Verwalter des Rittergutes Eickhof, Herr Revierförster Ohrt, auf eine 50 jährige Tätigkeit in seinem Berufe, davon 40 Jahre in Eickhof, zurück.
Aus Holstein stammend übernahm Herr Ohrt 1882 den Eickhöfer Forstbetrieb.
Er hat durch 40 Jahre viele Morgen unfruchtbarer Heide aufgeforstet und die Bestände mit großer Liebe gepflegt. Vielen Menschen bietet der Wald jetzt lohnende Tätigkeit, und manches Bedürfnis nach Holz kann befriedigt werden. Wohl selten ist es einem Manne vergönnt, so lange in demselben Wirkungskreis und in großer Selbstständigkeit eine so erfolgreiche und befriedigende Tätigkeit auszuüben. Seine strenge Gerechtigkeit, seine nie rastende Arbeitsfreudigkeit und Pflichttreue sichern ihm die dankbare Anerkennung des Besitzers vom Eickhof, sowie hohes Ansehen und Vertrauen bei seinen Mitbürgern und Untergebenen. Möge es dem echten Waldmann noch lange vergönnt sein, in voller Gesundheit sich der Erfolge seiner Tätigkeit zu erfreuen.

Letzter Gang eines Försters
Zum Tode von Revierförster Johannes Ohrt

Liebenau .
Als die Glocken unserer Laurentiuskirche den Einwohnern Liebenaus den Tod Johannes Ohrts klagten, da konnte es niemand fassen, dass es Wirklichkeit sein sollte, dass dieser noch überaus Rüstige so schnell abgerufen sein sollte.

Ein Schlaganfall entriss den Revierförster Johannes Ohrt seinem geliebten Wald, dem sein ganzes Leben, sein ganzes Wirken gegolten hatte. Im Jahre 1856 geboren, kam Johannes Ohrt im Jahre 1882 nach Liebenau, um unter dem damaligen Besitzer des Rittergutes Eickhof bei Liebenau, Hofjägermeister von Kalm, die Verwaltung des gesamten Gutes zu übernehmen.
Viele Hundert Morgen sind unter ihm neu aufgeforstet. Die heute für das Rittergut so ertragreichen Wiesen am Winterbache und an der Aue sind unter seiner Anleitung verbessert worden.
Als echter Waidmann, vorzüglicher Schütze und Hundführer war er unermüdlich im Schutz seines Wildes und Waldes. In jungen Jahren war er ein Schrecken der Wilddiebe. Zahlreiche Rehböcke und durchziehendes Schwarzwild waren Beute seiner sicheren Hand.
Der unvergänglichen Dankbarkeit derer, in deren Interesse er gewirkt hat, ist der Verstorbene sicher, daneben verlieren aber viele Siedler, Bauern und Waidmänner in Johannes Ohrt den wahren Freund und Berater!

Dora Schuhmacher geb. Ohrt
als Schwester

Rostock, im Februar 1936